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LWL schafft modernes Gerät zur 3D-Digitalisierung an

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat einen 3D-Scanner zum Erfassen seiner archäologischen Funde angeschafft. Das Gerät, entwickelt vom Fraunhofer-Institut in Darmstadt, liefert mit einer Kamera auf einem Roboterarm präzise und detailgetreue 3-D-Modelle von Funden, um sie so zu archivieren oder für Präsentationen als Kunststoff-Modelle zu kopieren. So sollen zukünftig Ausstellungsstücke nachhaltig und barrierefrei überall auf der Welt verfügbar sein.

LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind erklärt: „Zum Erforschen, Dokumentieren, Sichern und Bewahren archäologischer Objekte eignet sich die Digitalisierung ganz besonders, da es die beste und effektivste Möglichkeit zur Sicherung unseres Kulturgutes ist. Zugleich kann das 3D-Digitalisat eines Objektes online einer großen Öffentlichkeit präsentiert werden.“

Inzwischen haben die Fachleute des LWL Objekte in Münster digitalisiert. Der Bedarf ist groß: 91.000 Kartons auf über zwölf Regalkilometern lagern im Fundarchiv der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster. Hinzu kommen tausende Exponate im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne, im LWL-Römermuseum in Haltern am See und im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn. 

LWL-Archäologie wird immer digitaler
Beispiele wie der Einsturz des Kölner Stadtarchivs, der Brand des Nationalmuseums in Brasilien oder Krisen gefährden das Kulturgut. „Um solchen Gefahren vorzubeugen, gilt es, originale Artefakte im Vorfeld digital zu erfassen, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben“, weiß Dr. Birgit Münz-Vierboom, Leiterin der Zentralen Dienste der LWL-Archäologie, zuständig unter anderem für das Zentrale Fundarchiv und damit auch für die Lagerung, Restaurierung und Konservierung der Funde. „Die neue Technik mit dem sogenannten CultArm3D erlaubt es uns, archäologische Objekte in kurzer Zeit und mit verhältnismäßig wenig Personalaufwand mit allen Formendetails und in ihrer Originalfarbe dreidimensional zu erfassen und damit alle Informationen über die Exponate langfristig zu sichern“, so Münz-Vierboom.

Das Gerät – der „CultArm3D“
Der „CultArm3D“ wurde vom Fraunhofer Institut in Darmstadt entwickelt. In der LWL-Archäologie bedienen die Restauratorin Jule Materlik und der Restaurator Florian Westphal das Gerät. Materlik: „Bei diesem Verfahren bewegt sich eine Kamera, geführt durch einen sich exakt bewegenden Roboterarm um das Objekt herum.“ Der Roboterarm stammt aus der Automobil-Industrie. „Das Objekt selbst bewegt sich dabei ebenfalls auf einem rotierenden Drehteller. Auf diese Weise kann die Kamera alle Bereiche des Objektes erfassen“, erklärt Materlik. Am Rechner zeigt sie das Ergebnis: „Aus diesen Fotos errechnet der Computer über Nacht ein in Farbe und Details realitätsgetreues 3D-Modell.“ Aus Tausenden Einzelfotos entsteht daraufhin ein Video. 

Materlik: „Wenn die Modelle berechnet werden, entsteht zuerst das ‚Mesh‘, also das Drahtgittermodell. Dieses gibt die geometrische Form der Objekte wieder. Auf das Gitter legt die Software dann dank der hochauflösenden Fotos die Farbtextur. So entsteht letztlich das 3D-Modell.“ Maximal 50 Kilogramm dürfen die Originalfunde wiegen bei einer Breite von maximal 100 und einer Höhe von bis zu 130 Zentimetern. „Aber auch ganz kleine Funde von weniger als acht Zentimetern kann das Gerät mit einem Makro-Objektiv exakt erfassen“, so die Restauratorin.

Auf Grundlage dieser Daten kann die LWL-Archäologie dann Kunststoff-Kopien beauftragen oder Simulationen in VR (Virtual Reality), wie aktuell für die kommende Sonderausstellung „Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet“, die ab 3. Oktober im LWL-Museum in Herne zu sehen ist. 

Münz-Vierboom: „Jährlich verleihen wir 300 bis 400 Objekte meist für Sonderausstellungen. Mit unserer neuen 3D-Technik werden Originalfunde, die etwa aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit nicht mehr ausgeliehen werden können, geschont, aber dennoch als 3D-Objekte für die Öffentlichkeit erlebbar.“ Weitere Einsatzmöglichkeiten entstehen im Bereich der Objekthandhabung, zum Beispiel bei komplizierten Ergänzungen in der Restaurierung. Materlik: „Nehmen wir die Pilgerflasche aus Herford. Als stark fragmentierter Fund mit Fehlstellen und dünner Wandung birgt jeder Transport ein gewisses Risiko, dass sie zerbricht.“ 

Als ein Höhepunkt im „Archäologischen Fenster am Münster“ der Stadt Herford wird das Bodendenkmal Reichsstift Herford in Form einer gestalteten archäologischen Stätte wieder sichtbar. Damit dies auch ohne kostspielige Bewachung und Klimatisierung der Funde möglich ist, kommt auch hier der CultArm3D zum Einsatz. Ab August können Interessierte die 1.200 Jahre alten Funde, digitalisiert vom LWL, besichtigen.

„Bereit für die Zukunft“
LWL-Chefarchäologe Rind: „Dieses neue Verfahren eröffnet uns neue Möglichkeiten in der archäologischen Forschung und Vermittlung. Schließlich existiert im Zeitalter der Digitalisierung nur, wer online aufgestellt ist. Das wird sich in Zukunft noch verstärken – da wollen wir bereit sein.“

Die entstehenden Digitalisate sollen auf Dauer online im Internet zugänglich gemacht werden. Münz-Vierboom: „Vorrang haben die Projekte und Scans für moderne museale Vermittlungsangebote in unseren Museen. Auf Dauer hoffen wir aber, einen Großteil unseres Fundarchivs online zur Verfügung stellen zu können. Das wird aber sicherlich noch etwas dauern.“

Mit jährlich über 300 Ausgrabungen in ganz Westfalen-Lippe nehmen die Funde täglich zu. Sie alle gehören zum Kulturgut der Region und werden von der LWL-Archäologie für Westfalen betreut. 

Mehr Infos unter: https://www.lwl-archaeologie.de/de/

Quelle:

Foto: Jule Materlik ist begeistert vom 3D-Modell der Pilgerflasche aus Herford, bald auch zu sehen im dortigen „Archäologischen Fenster am Münster“. Das empfindliche Original stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist sonst im LWL-MAK in Herne ausgestellt.
Foto: LWL/ C. Steimer

https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=61786

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